Sportsponsoring durch Öl- und Gaskonzerne

Die toxische Partnerschaft zwischen Sport und dem fossilen Energiesektor 

Im Oktober veröffentlichte der Think Tank The New Weather Institute (NWI) einen Bericht über die Rolle von Öl- und Gaskonzernen im Sportsektor. Der Bericht beleuchtet, wie Konzerne aus dem Bereich der fossilen Energieträger den Profi- und Amateursport immer stärker für ihre Imagewerbung nutzen und ihn dabei auch in eine unmögliche Abhängigkeit bringen.

Fossile Brennstoffe sind die Hauptverursacher des Klimawandels. Die dadurch verursachten Wetterextreme werden für den Sport, ganz gleich ob im Profi- oder Amateursport oder dem Freizeit- oder Schulsport, zu einer immer größeren Herausforderungen. 
Hitzewellen, Überschwemmungen und Stürme haben zur Folge, dass immer mehr Spiele abgesagt werden müssen und die finanzielle Belastung für den Sport, insbesondere für die Vereine an der Basis, immer größer wird.

Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris war die Hitze ein Querschnittsthema der Berichterstattung (wie auch bereits zuvor während der Olympischen Spiele in Tokio).

Gleichzeitig ist der fossile Energiesektor einer der größten Sportsponsoren.

The New Weather Institute (NWI), eine in Großbritannien ansässige Denkfabrik, veröffentlichten Bericht beleuchtet in ihrem Report “Dirty Money - how fossil fuel sponsors are polluting sport” deren aktuelle Rolle von Öl- und Gasunternehmen im laufenden Sportsponsoring. Deren Engagement beläuft sich aktuell auf 5,6 Milliarden Dollar für das Sponsoring des weltweiten Sports in 205 aktiven Verträgen

Vier Konzerne sind dabei besonders stark dabei: Aramco, Ineos, Total Energie und Shell. Mit diesen Investitionen wird eine Reihe von Sportarten abgedeckt, natürlich ganz oben der Fußball, gefolgt von Motorsport, Radsport, Tennis, Golf oder American Football.

Nicht nur steckt im Sport viel Geld. Laut des Berichts hat die Sportindustrie einen geschätzten Wert von 471 Milliarden Dollar. Bis 2028 soll die Zahl auf $680 Milliarden ansteigen, wobei der Sponsoringmarkt derzeit etwa 105 Milliarden Dollar wert ist und bis zum Ende des Jahrzehnts auf über 189 Milliarden Dollar ansteigen soll.

Sport ist auch “Soft Power” und daher ein beliebter Gesellschaftsbereich  für Greenwashing, Einflussnahme und Aufbau von Abhängigkeiten. Durch das Sportsponsoring sollen vermeintlich positive Werte und Ideale von Unternehmen vermittelt werden. So entsteht der Eindruck, Werte wie Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, die Stärkung der Zivilgesellschaft oder eben der Umweltschutz spielen eine wichtige Rolle - wenn dies aber eben häufig nicht der Fall ist.

Nicht nur werden dadurch die Klimabemühungen der Weltgemeinschaft zunichte gemacht. Es mutet geradezu verrückt an, dass der Sport immer mehr von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, aber das meiste Geld von Unternehmen fließt, die für die Zerstörung des Planeten verantwortlich sind.

Profi- und Amateurvereine sind stark auf Sportsponsoring angewiesen, um ihre finanzielle Basis zu sichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Doch auch wenn ein Verein stolz darauf ist, den CO2-Fußabdruck seiner Sportstätten zu verringern und so aktiv zum Klimaschutz beizutragen, kann dieser Fortschritt schnell zunichte gemacht werden, wenn die Hauptsponsoren aus der fossilen Energiebranche stammen. 

Ein Energiekonzern, der in Öl und Gas investiert, steht in direkter Spannung zu den Klimazielen des Vereins – die Bemühungen um eine umweltfreundliche Infrastruktur können sich als bloße „Greenwashing“-Maßnahme entpuppen. So wird der gute Wille im Kampf gegen den Klimawandel von den finanziellen Quellen, die der Verein nutzt, wieder konterkariert​.

Die konkreten Vorschläge der Autoren umfassen daher:

1. Einführung eines Verbots für Sponsoring durch Unternehmen aus der fossilen Brennstoffindustrie, ähnlich wie bei der Tabakindustrie.

2. Aktive Förderung und Suche nach nachhaltigeren Finanzierungsquellen für Sportsponsoring.

3. Sicherstellung vollständiger Transparenz über die Emissionen der Sponsoren sowie ihre Maßnahmen zur Reduktion – in Übereinstimmung mit international anerkannten Klimazielen.

4. Durchführung einer umfassenden Due-Diligence-Prüfung potenzieller Sponsoren hinsichtlich ihrer Klimabilanz und Ausschluss von Beiträgen, die den Zielen des Pariser Abkommens widersprechen.
5. Integration von Sponsoring-Vereinbarungen in umfassende ESG-Strategien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).

Die Entwicklung von Finanzprodukten, die auf eine umweltfreundliche Finanzierung des Sports abzielen, ist nicht nur effizienter, sondern auch realistischer, wenn es um die tatsächliche Wirkung geht. Denn viele der derzeit angebotenen Sport Investment-Portfolios sind oft intransparent und könnten in hohem Maße fossile Energieunternehmen begünstigen. 

So hat zum Beispiel der Finanzdienstleister Morgan Stanley ein  neues Portfolio für Anleger angekündigt, die Parametric Custom Core Sports League Strategie. Laut Analysten "ermöglicht, das Portfolio in einen kuratierten Index von Unternehmen zu investieren, die starke Verbindungen zu den wichtigsten Sportligen in den Bereichen Sponsoring, Medien und Werbung haben.” Und wie “Dirty Sports” klar aufzeigt, sind die Unternehmen mit einem starken Sportsponsoring die Öl- und Gasunternehmen

Die Schaffung eines alternativen Finanzprodukts würde es Fans und Sportbegeisterte ermöglichen, den Profi und Amateursport dabei zu unterstützen, sich von der Abhängigkeit von Sportsponsoring durch Öl- und Gasunternehmen zu lösen.

Beispielsweise könnte ein Finanzprodukt, das Sportfans, Aktivisten und Sportbegeisterte dabei hilft, in eine eine nachhaltigere Zukunft ihres Sports zu investieren, als Green Sports Sponsorship Index (GSSI) strukturiert werden. Dieser Index würde sich auf Unternehmen konzentrieren, die sich stark für ökologische Nachhaltigkeit engagieren und darauf abzielen, das Sponsoring fossiler Brennstoffe im Profi- und Amateursport zu ersetzen. Und diese Finanzierungsmöglichkeit könnte auch so gestaltet werden, dass der Freizeitsport und kleinere Vereine davon profitieren. 


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Magie und Hitze